Es ist gut zu beobachten: Viele Menschen sind während der letzten knapp zwei Jahre nachdenklicher geworden. Vor allem das Klimathema hat als „große Erzählung“ mehr noch als die Pandemie Einzug in unsere Gemüter gehalten. Überflüssig zu sagen, wie gut und richtig das ist. Es drückt und zieht uns eben auch hin- und heraus aus einer heimelig deutschen Gartenzwerg-Atmosphäre, die uns unempfindlich gegenüber dem rasenden Wandel um uns herum in Europa und der Welt zu machen drohte.
Aber der erhebliche Strukturzerfall in fast allen Bereichen von Natur, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik ist so übermächtig, dass er die Sicht auf etwas ganz Wesentliches versperren könnte. Ich nenne es die Innenwelt – Grundlage all dessen, was wir wahrnehmen, spüren und bearbeiten können. Parallel zu den äußeren Unruhen treibt immer mehr Menschen die Frage um, was im Leben wirklich wichtig ist, worauf es ankommt, was „mich im Kern ausmacht, wofür ich stehe – und was ich mit meinem Leben und meiner Arbeit sinnvolles tun will oder tun sollte.“
Der nicht ganz unproblematische Trend zur Selbstoptimierung, nicht selten verbunden mit einer radikalen Selbstausbeutung, bekommt zusehend Konkurrenz. Die Idee des ewigen Wachstums wird inzwischen auch von Ökonomen hinterfragt, die Jahrzehnte lang den ohnehin völlig absurden Begriff „negatives Wachstum“ bzw. dessen gemeinte Realität gefürchtet haben wie der Teufel das Weihwasser. Nun erweist sich, dass das ungebremste Wachstum selbst der Teufel ist – wie der Krebs für den Organismus. Der Club of Rome hat schon Mitte der 1970er Jahre darauf hingewiesen: Die Grenzen des Wachstums. Die Reaktion war – zum Teil bis heute – weitgehend Ignoranz. 50 Jahre verschlafen, in Worten: fünfzig!
Wenn nun die sich gerade erhebende Tendenz „Weg von der Quantität – hin zur Qualität“ weiter Raum greift (und das wird sie müssen, wollen wir halbwegs kultiviert überleben), dann werden sich auch unsere Werte und Überzeugungen wandeln müssen. Viele glauben noch, wir könnten irgendwie so weiter wie bisher, nur ein bisschen anders. Aber es wird nichts draus, denn klar ist: ein dreimal getragenes Sweatshirt muss nicht recycelt, sondern vermieden werden; ebenso wie ein 2,5 -Tonnen-SUV mit 350 PS zukünftig zum Ladenhüter wird.
Executive-Mentoring kann Beiträge zu etwas leisten, was wir in Deutschland schon bald nach 1945 so gut wie nie auf dem Planungszettel hatten: die Fähigkeit zum Verzicht. Verzichten können wird zu einer neuen relevanten Kategorie bisheriger Werte. Zum Glück ist mit Verzicht nicht gleich etwas wie Volksverarmung gemeint. Es geht um die Abkehr von der materiellen Gier, die längst schon den Grad mehrfacher Übersättigung erreicht hat. Das mag für manche, die jetzt schon wenig besitzen oder sich leisten können, und angesichts der gewaltigen sozialen Unterschiede, die es in unserem Land noch immer gibt, und die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, zynisch klingen. Wir müssen aber jetzt viel mehr über Werte und Ethik (Moralphilosophie) diskutieren, zu Sinnsetzungen und Entscheidungen Position beziehen, deren Auswirkungen weit über diese und die nächsten fünf Generationen hinausreichen. Fast alles muss anders werden; bescheidener.
Wie wird dieses Andere gestaltet, wer wird es vorantreiben? Es sind besonders die Leistungsträger in Management, Verwaltung und im Bildungssystem, Unternehmer und Leitende, die hier gefragt sind bzw. gefragt werden – zum Beispiel von ihren Mitarbeitern. „Was soll und muss ich zukünftig vermitteln, verlangen, senden?“ Oder: „Wie sehen mein Weg und meine Haltung aus, wenn der mir über Jahrzehnte vertraute Spiegel blind geworden ist.“ Was gibt es zu erfahren, zu beobachten, zu entdecken, was führt zur Umwertung der bisherigen Werte (Nietzsche), wenn die äußern Formen an Bedeutung verlieren?
Immer mehr erfahrene Führungskräfte fragen nach einem Angebot, das mit Business-Coaching nicht mehr viel gemein hat. Executive-Mentoring ist ein anspruchsvolles alternatives Angebot für Leitende, die sich selbst neu (er)finden und ausrichten möchten, um einen anderen Beitrag als bisher für das Berufsumfeld, die Familie und auch für sich selbst zu leisten.